Ein lyrisches Fest für Bach
Hall – Seit den 1970er-Jahren konzertiert Hopkinson Smith bei der Galerie St. Barbara, dem Stammpublikum fast ein Freund, bleibend aber die Institution in Sachen Laute bzw. frühe Zupfinstrumente. Dass er weit über das Instrument hinausgreift, gesucht ist als Kammermusiker, Continuo-Spezialist, umfassender Literaturkenner nicht nur seiner Instrumentengruppe und generell führende Instanz in der Alten Musik, erlaubt ihm, die Musik Johann Sebastian Bachs zu bearbeiten, wie es „Bach selbst getan haben könnte“.
Smith hat bereits Bachs Sonaten und Partiten für Violine adaptiert und sich in den letzten Jahren der Bearbeitung der Cellosuiten gewidmet. „Bachs Kompositionsweise in diesen Suiten“, sagt Smith, „ist noch vielfältiger und einfallsreicher als sonst. Melodisch, ungestüm, erstaunlich zart, ausgedehnt lyrisch, dann wiederum ins Detail gehend mit komplizierten Figurationen …“ Die beiden CDs mit den Einspielungen der sechs Suiten sind in den letzten Wochen bei Naive Classique erschienen, im barocken Haller Stadtsaal spielte Smith am Freitag die ersten drei Suiten. Aufgrund des großen Publikumsinteresses wurde das Konzert am Samstag wiederholt.
Es ist ein völlig neues Erlebnis der ursprünglichen Cellosuiten, auch hinsichtlich anderer Bearbeitungen. Hopkinson Smith ist der überragende Lyriker, da gibt es feine Abstufungen im Melancholischen, Meditativen, Ätherischen, Kantablen, und weil er selbst darauf verweist und man nicht gewagt hätte, so hinzuhören, auch im Humorvollen. Er wählt gemäßigte Tempi, auch in den schnellen Tanzsätzen, die dennoch – und verführerisch – ins Schwingen kommen. Die Sätze gewinnen aus der Ruhe an Bewegung und Tiefe, wo das Cello an seine Grenzen stößt, reichert Smith harmonisch an.
Den füllig und farbenreich fesselnden Klang speziell für diese drei Werke liefert das Instrument, Nachbildung einer vom Bach-Freund Sylvius Weiss entwickelten Theorbe, die Smith „Deutsche Theorbe“ nennt. Er behütet sie als verletzliches Kleinod und nimmt sie in den Arm, um gemeinsam Bach nahe und noch näherzukommen.
by Ursula Strohal (Tiroler Tageszeitung)