HOPKINSON SMITH

Hopkinson Smith has been called the most moving of present day lutenists...he approaches the lute's universe with a musicality which goes far beyond the seemingly limited voice of his instrument. We invite you to explore on this website the magic of his lute and its music.

Interpret und Publikum müssen sich treffen

Der vielsaitige Lautenist Hopkinson Smith lehrt und lebt in Basel

Einst kam er von Harvard nach Basel, um für ein Jahr an der Schola Cantorum Laute zu studieren. Aus einem Jahr wurden bisher 36, aus dem Studenten ein Professor – und aus dem New Yorker ein Basler.

Hört man eine CD mit Lautenmusik,dann geht das nicht einfach so nebenbei. Diese filigrane, subtile Musik wehrt sich gegen den Gebrauch als Hintergrundgeplänkel. Ihr Geheimnis offenbart sie nur dem bewusst offenen Ohr – und zeigt dann ihre ganze Stärke: ihre rhythmische Prägnanz, ihre tänzerische Lebenslust, ihre verträumte Poesie, ihren lieblichen Gesang.

Hopkinson Smith ist ein Interpret dieser geheimnisvollen Lautenmusik – einer der erfolgreichsten. Sein letztes Album mit Kompositionen des Renaissance- Lautenisten Francesco da Milano hat im November den renommierten Diapason d’Or de l’Année erhalten. Eine grosse Ehre für Smith, auch nach einer so langen Karriere. Was ist das für ein Mensch, dessen geistiges Zuhause eine musikalische Welt ist, die heutigen Klängen, Gesten, Erwartungen so fremd scheint?

ZUM TEE. Ein Besuch in seinem Domizil auf dem Bruderholz zeigt: Hopkinson Smith ist kein verschrobener Freak, sondern ein ausgesprochen gastfreundlicher Zeitgenosse. Serviert Tee und Pralinés im Wintergarten, erzählt mit Begeisterung von seiner Musik, von seiner Frau und den drei erwachsenen Kindern, von seinen Konzertreisen, von seinem Basel.

Bis ihn die Laute ans Rheinknie führte, hatte er einige musikalische Ausflüge hinter sich: Der gebürtige New Yorker lernte Klavier, spielte von Trompete bis Saxofon nahezu jedes Instrument, das in der Schulband fehlte, studierte schliesslich klassische Gitarre und später, in Harvard, Musikwissenschaft.

Als ihm dann ein Museum in Boston eine historisch nachgebaute Laute lieh, war es um ihn geschehen: «Man sucht sich eben das Instrument aus, das in einem selbst eine Resonanz findet», erklärt er seinen Weg. «Die klassische Gitarre ist vielleicht lauter, trägt besser in einem Saal. Aber die Instrumente der Lauten- Familie haben einen viel suggestiveren Klang, haben mehr Geheimnis. Und ich habe immer wieder das Gefühlt, die Laute spielt man viel mehr mit dem Herzen und trifft auch die Herzen des Publikums besser.»

So war es auch eine Herzensentscheidung, den Sprung nach Europa zu wagen. Als er 1973 nach Basel kam, gab es gerade einmal zwei Orte, an denen man historische Laute studieren konnte: Köln und Basel. Und auch die Schola Cantorum Basiliensis war noch lange nicht die Hochschule für Alte Musik, die sie heute ist. «Damals gab es nur sehr wenige Sänger an der Schule, und kaum einmal einen Geiger. Auch kein Barockorchester. Dafür viel Enthusiasmus und Entdeckergeist», erzählt Smith.

VIELFALT. Ein Jahr wollte Smith bleiben. Mittlerweile ist er Basel seit 36 Jahren treu. Hat hier geheiratet, hat jahrelang im Keller geübt, hat seine Solokarriere verfolgt, wurde Professor. Und ist auch mit seinen 63 Jahren kein bisschen müde, zu unterrichten, zu forschen, auf seinen 15 Instrumenten zu spielen. Barockgitarren sind darunter, spanische Vihuelas, Renaissance- und Barocklauten. Sein Lieblingsinstrument ist immer das, was er gerade spielt, sagt er. Zum Beispiel seine in Boston nach historischen Vorbildern neu gebaute Renaissance-Laute, mit der er die Musik Francesco da Milanos aufgenommen hat. «Einer der berühmtesten Instrumentalisten des frühen 16. Jahrhunderts », erzählt Smith. «Er war in Rom Privatlautenist für vier Päpste – die höchste Tätigkeit, die man damals als Musiker ausüben konnte! Seine Werke wurden überall gedruckt und hatten auch nach seinem Tod noch eine unglaubliche Verbreitung.»

Um dem Geheimnis dieser Musik auf die Spur zu kommen, braucht es aber nicht nur einen so reflektierten und virtuosen Interpreten wie Hopkinson Smith: «Im Konzert braucht es eine ganz bestimmte Qualität von Stille», sagt er. «Interpret und Publikum müssen sich auf halbem Wege treffen in ihrer Ruhe und Konzentration. Nur dann kann man in diese Musik eintauchen. Denn es ist nicht wie bei Mahler, der in Klangwellen die Zuhörer überrollt. Es ist polyfone Musik, ähnlich wie Bach. Dafür braucht es virtuose Zuhörer. Und ich bin dankbar, dass es die auch heute noch gibt – immer wieder.»

by Jenny Berg (Basler Zeitung)