Die Stunde der Zartbesaiteten
„styriarte“ im Grazer Minoritensaal: H. Smith und M. Flores
Die Begeisterung für Alte Musik bewirkt volle Säle, selbst wenn englische Reinaissance und spanisches Barock von eher unbekannten Komponisten auf dem Programm steht. Saitenzauberer Hopkinson Smith und Sopran Mariana Flores begeisterten beim Duoabend mit Lautenliedern aus leiseren Epochen.
Ob die Gentlemen des elisabethanischen Zeitalters wohl auch so vornehm und kunstvoll musiziert haben, wie diese „styrarte“-Traumpaarung? Aus der grossen Zeit Englands wehte es zarte Klanggespinste von John Dowland, Anthony Holborne, John Danyel und Thomas Morlez in die Schwüle des Grazer Minoritensaals. Ungemein fein tönende Botschaften aus leiseren, aber sehr leidenschaftlichen Zeiten, die in dem Lautenisten Hopkinson Smith un der Sopranistin Mariana Flores zwei ideale Übersetzer gefunden haben. Die beiden fluten selbst den wohl etwas zu gross dimensionierten Saal mit ihrer künstlerischen Präsenz.
Mariana Flores tut das mit einer sphärisch klingenden Engelsstimme, die eher körperslos, wie ein Lichtstrahl wirkt. Die manierierten Gefühlsausbrüche, die typische, stilisierte Melancholie der englischen Renaissancemusik werden bei der Argentinierin zu zärtlich hingehauchten Entäusserungen von weissen, reinen Seelen. Auch wenn es manchmal eine Spur rustikaler zuging, ist das alles von einer Sensibilität und Hingabe geprägt, die man im regulären Klassikbetrieb eigentlich gar nicht so oft zu hören bekommnt.
Ähnlich sublim – was „styriarte“-Stammgäste ohnehin längst wissen – ist das Lautenspiel des US-Amerikaners Hopkinson Smith, der sich mit seinter Partnerin nach der Pause dem spanischen Barock zuwandte. Musik von heute weithin unbekannten Meistern wie José Marin, Juan Hidalgo und Gaspar Sanz, denen die beiden Musiker mit lang erworbener Natürlichkeit und Unverkrampftheit begegneten. Lautstarker Jubel und dann noch kecke bis wiederum zartbesaitete Zugaben zum Schluss.
by Martin Gasser (Kronenzeitung)